"Botschaft ist angekommen“: Großer Erfolg der Tour mit Junior Nzita

Im Januar weitere Veranstaltungen mit Junior in Berlin und Frankfurt/ VB-Vorstand beschließt Unterstützung von „Paix pour l'Enfance“

Auf Einladung des Versöhnungsbundes war der ehemalige Kindersoldat Junior Nzita für drei Wochen in Deutschland. In sechs Städten (Stadthagen, Bremen, Rostock, Seesen, Frankfurt, Bolanden-Weierhof) konnte der 31-Jährige vor annähernd 1000 Menschen über seine Erfahrungen als Kindersoldat in der DR Kongo sprechen; über ganzseitige Zeitungsartikel in der Frankfurter Rundschau, den Zeitungen des niedersächsischen Madsack-Verlages und der Evangelischen Sonntagszeitungen wurden viele weitere Menschen für das Thema sensibilisiert.

Junior wurde als Zwölfjähriger zusammen mit seinen Klassenkameraden von Rebellen aus der Schule entführt und zu einem Leben als Soldat gezwungen. Heute ist er ehrenamtlicher Botschafter der Vereinten Nationen für das Thema Kindersoldaten.

In seinen Vorträgen sprach Junior über die wirtschaftspolitischen Ursachen der Bürgerkriege in der DR Kongo, einem der ressourcenreichsten Länder der Welt, aber auch über den Beitrag westlicher Länder zu den Grausamkeiten in seinem Land: „Gekämpft haben wir mit Euren Waffen“. Auf bedrückende Weise wurde klar, weshalb es für viele bewaffnete Gruppen so attraktiv ist, Kinder in ihre Reihen zu zwingen: Sie sind billig, leicht zu manipulieren und werden als Kanonenfutter vorgeschickt, wenn es darum geht, Kämpfe zu eröffnen oder Minenfelder zu durchqueren.

Auch heute noch, fast zehn Jahre nach seiner Demobilisierung und fällt es Junior schwer, nachts mehr als vier Stunden zu schlafen – immer wieder kommen Bilder aus der Vergangenheit hoch, die ihn nicht zur Ruhe kommen lassen, trotz einer ersten Trauma-Behandlung, die ihm der Schweizer Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes ermöglicht hat.

Vor allem aber scheint es die Arbeit mit „Paix pour l'Enfance“ (Frieden für die Kindheit) zu sein, die Junior die Kraft gibt, auf konstruktive Weise mit seinen Erlebnissen umzugehen. Im Jahr 2010 hat er diese Organisation in Kinshasa gegründet, um ehemaligen Kindersoldaten, Kriegswaisen und Kriegswitwen eine neue Chance zu geben. Die Kinder und Jugendlichen leben mit den Kriegswitwen in familienähnlichen Strukturen zusammen; Paix pour l'Enfance zahlt ihnen das Schulgeld und die Schulmaterialien; die Nahrung bauen sie selber auf den Feldern an, die zur Organisation gehören. „Ich habe 140 Kinder – und bin nicht polygam“, sagt Junior, wenn man ihn nach seiner Familie fragt.

An vielen Schulen, an denen Junior gesprochen hat, gab es hinterher weitere Diskussionen: über Kriegsursachen, die Verantwortung Deutschlands aufgrund der vielen von hier exportierten Kleinwaffen und über Möglichkeiten, zu Arbeit von Junior und Paix pour l'Enfance beizutragen. Der Vorstand des Versöhnungsbundes hat beschlossen, diese Arbeit dadurch zu fördern, dass wir Spenden für Paix pour l'Enfance entgegen nehmen (Spendenkonto: GLS Bank,
IBAN DE40 4306 0967 0033 6655 00, BIC: GENODEM1GLS Stichwort: Kindersoldaten Kongo).

Aufgrund der großen Resonanz und einer Vielzahl weiterer Anfragen, die wir Anfang Dezember nicht berücksichtigen konnten, ist für Januar ein weiterer Besuch von Junior in Deutschland organisiert worden, der ihn nach Berlin und Frankfurt führen wird. In Frankfurt finden drei öffentliche Termine statt:

Sonntag, 17. Januar: Gottesdienste um 10:30 und um 16:00 Uhr in der Evangelischen Französisch-reformierten Gemeinde (EFRG, Eschersheimer Landstraße 393

Montag, 18. Januar: Vortrag für Jugendliche und Junggebliebene um 19:00 Uhr in der EFRG

Dienstag, 19. Januar: Vortrag im Haus am Dom um 19:00 Uhr, Domplatz 3

Besonders die Jugendlichen, mit denen Junior gesprochen hat, waren sehr berührt. Dies zeigen auch einige der Briefe, die SchülerInnen der IGS Schaumburg nach Juniors Besuch an ihn geschrieben haben. Hier sind zwei Auszüge:

„Sehr geehrter Junior,

dein Vortrag hat mich gestern sehr beeindruckt. Ich bin außerdem sehr beeindruckt, wie stark du mit diesen Erlebnissen umgehst und den Gewaltfreien Weg gewählt hast, denn deine Erlebnisse als Kindersoldat im Kongo waren sicherlich nicht leicht. Ich wünsche dir noch sehr viel Erfolg mit deinen Institutionen und ein schönes Leben.“
„Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass Sie es geschafft haben so viel Mut und Kraft zu finden um uns ihre Botschaft zu überbringen. Denn ich bin mir sicher, dass Mut und Kraft dafür nötig waren, jedoch weiß ich, dass sie von Ihren vielen Kindern kommt. Und Ihre Botschaft ist angekommen. Danke dafür.“

Medienberichte zu Juniors Vorträgen:

Ein ausführlicherer Bericht zu Juniors Tour sowie ein Interview mit ihm findet sich auch in der neuesten Ausgabe unseres Rundbriefes, der auch online nachzulesen ist: https://www.versoehnungsbund.de/versoehnung

Juniors Buch „Wenn ich mein Leben als Kindersoldat erzählen könnte“ (deutsche Fassung) kann bei uns in der Geschäftsstelle bestellt werden; der Preis beträgt 15,- Euro. Davon kommen 10,- Euro der Organisation „Paix pour l'Enfance“ zugute.

https://www.versoehnungsbund.de/buch/1503