Arabellion - Zeitenwende im arabischen Raum

Versöhnungsbund e.V

Weitere Kooperationspartner_ innen:
AKE-Bildungswerk, attac Gruppe für Demokratie im arabischen und Mittelmeerraum, Islamisches Zentrum Bielefeld, VHS im Kreis Herford, AGDF, RLS NRW

Datum der Bildungsveranstaltung: 26. Januar bis 27. Januar 2013
 

K U R Z B E R I C H T

Frieden und Gewaltfreiheit aus Sicht von Islam, Christentum und Gandhi-Tradition
Islam und Christentum lehnen Gewalt gegen Zivilisten ab. Dagegen gibt es in beiden Religionen unterschiedliche Meinung darüber, ob Gewalt gegen Militär im Falle von Verteidigung und im Widerstand gegen Diktatur erlaubt ist. Anders als viele meinen, lehnte Gandhi Gewalt nicht absolut ab. Aber er entwickelte eine gewaltfreie Vorgehensweise, die stärker ist als Gewalt - wie sich inzwischen vielfach gezeigt hat, weiterentwickelt auch 2011 in Tunesien und Ägypten. Er nannte sie Satyagraha, zu Deutsch am besten Gütekraft.

Die aktuelle Entwicklung in Ägypten, Syrien und Tunesien und die Bedeutung gewaltfreier Bewegungen
Brandneue Informationen wurden geliefert und diskutiert. An dem Wochenende überschlugen sich gerade wieder die Ereignisse in Ägypten. Die 20 gerade gefällten Todesurteile können als Beginn von Revolutionsurteilen zur Beruhigung der Massen angesehen werden. Die derzeitige Situation in Ägypten und Tunesien wurde als sehr gefährlich angesehen und zwar vorrangig aus folgenden Gründen: keine Reform des Polizeiapparats, Folter wie bisher, großer Machtkampf zwischen Regierung und Opposition, zunehmende Gewaltbereitschaft politischer Kräfte und damit Gefahr eines Bürgerkriegs sowie zunehmende Armut

In Syrien ist die Entwicklung katastrophal. Friedliche und gewaltfreie Bewegungen haben angesichts der massiven Gewalt der Regierung sowie der Freien Syrischen Armee (FSA), die von der terroristischen Nusra-Front durchsetzt ist, wenig Chancen. Trotzdem gibt es immer noch gewaltfreien Widerstand – inzwischen oft sowohl gegen die Regierung wie auch gegen die FSA.

Was können Gruppen, die sich für Gerechtigkeit und Demokratie einsetzen, lernen?
Als Elemente gewaltfreier Aktion wurden u. a. festgehalten. Demonstrationen (sowohl zentrale wie auch zusätzlich – aber nicht als Ersatz – dezentrale), Zeltstädte, Nichtzusammenarbeit = Boykott, Vorbereitung auf den Aufstand u. a. durch Schulungen, Selbstkontrolle (z. B. Waffenkontrolle auf dem Tahrir-Platz in Kairo), Neue Medien, Dezentrale Strukturen, Streiks, Internationale Vernetzung, Bürgerkomitees (z. B. Syrien: zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung und um Daseinsvorsorge zu organisieren – gerade auch für Opfer von Gewalt), frauenspezifische Elemente durch besonderes Empowerment von Frauen.

Lernen können wir daraus: Keine Waffenexporte, Unterstützung gewaltfreier Akteure, Menschliche Ressourcen stärken (für uns /eigene Würde, durch Stipendien).

Fazit
Es war ein sehr erfolgreiches Seminar mit einer angenehmen Atmosphäre, spannenden Diskussionen und guten Ergebnissen. Als positiv wurde hervorgehoben: die interessante Themenauswahl, die extrem hohe Qualität der Fachleute zu den komplexen Themen, die überraschend kompetenten TeilnehmerInnen, der anregende, unkomplizierte Umgang miteinander und der gemütliche Abend.

Auf der Webseite http://www.versoehnungsbund.de/arabellion sind ein ausführlicher Bericht, Fotos sowie ergänzende Informationen zum Thema zu finden.
Es bestand der dringende Wunsch nach einer Folgeveranstaltung.