Mai 2011: FBF - Fränkisches Bildungswerk für Friedensarbeit e.V. Nürnberg

1. Was machst Du beruflich?

Antwort:

Ich bin freiberuflich in der Umwelt- und Friedensbildung tätig - sowohl pädagogisch wie organisatorisch. Ich arbeite für das Fränkische Bildungswerk für Friedensarbeit, für die Permakultur Akademie und betreue FÖJ-Bildungsseminare für die Evangelische Jugend in Bayern.

2. Welches Buch liest Du gerade?

Antwort:

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „oya - anders denken. anders leben“ zum Thema: „(R)Evolution“ und - endlich - David Holmgren: „Permaculture - Principles and Pathways beyond Sustainability“

3. Was ist Deine Lieblungsmusik?

Antwort:

Dota Kehr und die Stadtpiraten (auch genannt: die Kleingeldprinzessin) - gesellschaftskritische und intelligente Texte mit super Musik

4. Welche Dinge würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen?

Antwort:

Wenn es nur Dinge sein dürfen: viele verschiedene Samenkörner für (Wild-)Gemüse und Getreide, ein Messer, Feuerstein, Stift und Papier, Aquarellfarben, meine Flöte

5. Wann hast Du das letzte Mal gelacht?

Antwort:

Vor einer halben Stunde, als meine 6jährige Tochter versucht hat, mich durchzukitzeln.

6. Was liebst Du an deiner Heimat?

Antwort:

Die Hersbrucker Alb ist erst seit zwei Jahren mein Wahl-Lebensort. Ich liebe die Landschaft hier mit ihren Felsen, Hügeln, Tälern, Bächen und ihrer kleinstrukturierten Landwirtschaft, dem Wechsel aus Wiesen, Hecken, kleinen Feldern und Wäldern.
Und dass ich meine täglichen (Arbeits-)Wege mit dem Fahrrad oder der Bahn erledigen kann.

7. Was bedeutet „Nachhaltige Entwicklung“ für Dich?

Antwort:

Im Kontext von Friedensinitiativen zielt nachhaltige Entwicklung in erster Linie auf Gerechtigkeit - für alle Menschen gleiche Nutzungsmöglichkeiten für die Ressourcen der Erde und gleichzeitig nicht „auf Pump“ zukünftiger Generationen zu leben.
Das heißt für mich konkret: An vielen Orten dieser Welt radikal andere Lebensstile zu entwickeln, in denen wir wieder viel stärker in regionalen Wirtschafts- und Stoffkreisläufen für unsere Bedürfnisse sorgen und dies auch jeder anderen Region auf dieser Welt zugestehen (Bsp. Nahrungsmittelsouveränität). Statt einseitig auf Effizienz und einen sog. „new green deal“ zu setzen, müssen wir unsere Wirtschaftswachstums-Ideologie verabschieden und die Aspekte Suffizienz und Subsistenz in unserem Leben und Wirtschaften stärken. Dafür ist das Permakultur-Konzept ein für mich vielversprechender Ansatz.
Es bedeutet für mich, meiner Tochter eine kulturell vielfältige und lebendige Welt zu hinterlassen, in der wir die Gaben der Erde gerechter verteilen und viel mehr Menschen als heute der Erde und allem menschlichen und nichtmenschlichen Leben mit Respekt und Wertschätzung begegnen.

8. Wie bist Du zu Deinem Engagement gekommen?

Antwort:

Gesellschaftspolitisches Engagement gehört für mich selbstverständlich zum Leben dazu. Das hab ich von meinen Eltern so vorgelebt bekommen. Daher möchte ich meine pädagogische Qualifizierung in Übereinstimmung mit meinen Werten in der Welt wirksam werden lassen.
Ganz wichtig ist es mir, gerade unter Kindern und Jugendlichen ein Selbstverständnis zu fördern, das besagt: Ich kann die Welt, in der ich lebe, mitgestalten.
Dazu sind ermutigende Projekte, in denen Menschen etwas Neues leben und auf den Weg bringen, ganz wichtig. Wie eben die ganz unterschiedlichen FriedensmacherInnen in der Peace-Counts-Ausstellung.

9. Gibt es ein Symbol oder Zeichen für Dich, das „nachhaltige Entwicklung“ ausdrückt?

Antwort:

Das Logo des deutschen Permakultur Vereins:
Es repräsentiert die drei ethischen Prinzipien der Permakultur: „Earth care, People care, Fair share“ (Sorge tragen für die Erde, Sorge tragen für die Menschen, gerechtes Teilen von Ressourcen). Und es zeigt, wie diese Prinzipien ineinandergreifen und durch Ihr Ineinandergreifen an Dynamik gewinnen, um die Welt und unser Handeln in ihr zu verändern.

10. Gibt es ein Buch oder einen Film, den Du zu Deinem Thema besonders empfehlen kannst?

Antwort:

Zum Peace Counts Projekt gibt es das Buch „Die Friedensmacher“ mit allen ausführlichen Reportagen, dann den Katalog zur Ausstellung und didaktische Materialien. (eine Übersicht aller Materialien findet man hier: http://www.friedenspaedagogik.de/projekte/peace_counts_school/materialien)
Mehr zum pädagogischen Ansatz, mit dem wir im Fränkischen Bildungswerk für Friedensarbeit arbeiten, findet man in der „Wertekiste. Transkulturelles Lernen mit Werten“ von Karl-Heinz Bittl und Dana Moree.
Und zum Thema: Nachhaltige Entwicklung auf den Weg bringen:
Rob Hopkins: Energiewende. Das Handbuch: Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen.

11. Hast Du einen Tipp, den Du anderen (Friedens)Initiativen mit auf den Weg geben kannst?

Antwort:

Wir sind alle Teil des Großen Wandels, den Joanna Macy beobachtet, hin zu einer langfristig lebenserhaltenden Gesellschaft - so unterschiedlich unsere Initiativen auch sein mögen. Daher ist es mir ein Anliegen, das Unterschiedliche als wertvolle Vielfalt wahrzunehmen.
Und: Das Feiern und Einander-Wertschätzen nicht vergessen!