Trier: Lesung "Kriegstreiber, Kriegsgewinnler"

Pressemitteilung

Die Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier und die Jenny-Marx-Gesellschaft Trier veranstalten am 08.05. eine Lesung mit Klaus Schabronat, der sein Buch "Kriegstreiber, Kriegsgewinnler" vorstellen wird. Los geht es um 19 Uhr im Weltladen, Pfützenstraße 1, 54290 Trier.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges gewinnt das Buch von Klaus Schabronat: „Kriegstrieber – Kriegsgewinnler“ aus dem Jahr 2022 eine ungeahnte Aktualität.
Jenny-Marx-Gesellschaft, Trier
Arbeitsgemeinschaft Frieden, Trier

Erster Weltkrieg und kapitalistischer Profit
Die Rede von Karl Liebknecht im Reichstag am 11. Mai 1914, dient als durchgängige Folie, um die Verstrickungen der damaligen Großkonzerne aus Industrie Rüstung einerseits und den wichtigsten politischen Akteuren anderseits darzustellen. Aufgedeckt werden im Vorfeld des Ersten Weltkrieges die Wirtschaftsinteressen des Rüstungskapitals im Zusammenhang mit lobbyistischen Tätigkeiten führender Politiker und Beamten, die von der Politik in die Privatwirtschaft wechseln und umgekehrt, während die bürgerliche Presse Kampagnen gegen die Sozialdemokratie im sog. „Krupp-Prozess“ fährt.

Mit geradezu kriminalistischem Spürsinn unterzieht der Verfasser Klaus Schabronat die Frage nach den Ursachen des Ersten Weltkrieges einer sehr genauen Analyse. Er stellt die Frage, wem nutzte dieser Krieg, wer hatte besonderes Interesse ihn zu führen, und wer hat vor allem in ganz besonderem Umfang daran profitiert?
Die in diesem Buch dargestellten wirtschafts-politischen Mechanismen funktionieren heute noch genauso wie beim Anzetteln des Ersten Weltkrieges und dienen bei den Kriegen der Gegenwart denselben Profitinteressen.
Buchlesung mit dem Autor Klaus Schabronat: Mo., den 08.05.2023, in den Räumen der AGF/Weltladen in der Pfützenstraße 1, 54290 Trier. Beginn 19.00 Uhr.
Veranstaltet und organisiert wird diese Lesung von der Jenny-Marx-Gesellschaft, Trier und der Arbeitsgemeinschaft Frieden. Unterstützt wird sie zudem von der GEW. Alle Interessierten Bürger/innen sind dazu eingeladen.

Zum Autor:
Klaus Schabronat, Lehrer für Geschichte und Deutsch (Bertha von Sutter-Gymnasium Andernach), Personalrat im örtlichen und im Bezirksrat, in der GRW auf mehreren Ebenen engagiert. Veröffentlichungen zur Religionspolitik im Nationalsozialismus und zur Revolution 1918/19 im Mittelrheingebiet.

Mit freundlichen Grüßen
Katharina Dietze (AGF) und Dr. Johannes Verbeek (Jenny-Marx-Gesellschaft)

 

Kurze Inhaltsangabe zum Buch:
„Kriegstreiber – Kriegsgewinnler“ von Klaus Schabronat:

Mehr als hundert Jahre sind seit dem Ende des ersten Weltkrieges vergangen. Man sollte
meinen, nach so langer Zeit sind alle Fragen geklärt und alle Aspekte von allen wesentlichen
Seiten aus beleuchtet. Dies sollte besonders für die Masterfrage gelten, die am intensivsten
beleuchtete Frage nach der Kriegsschuld.

Hier sind von Anbeginn an mehrere Antworten im Angebot:

Die „klassische“ Antwort:
Der Krieg endet 1918 mit der Niederlage des Deutschen Reiches. Deutschland hat den Krieg
angefangen und letztlich verloren, die Schuldfrage ist regelgemäß geklärt: schuld ist immer
der Verlierer, also Deutschland mit Verbündeten. So steht es im Friedensvertrag.
Auf der Seite der Verlierer sieht man das naturgemäß anders und versucht die (Mit-)Schuld
der Kriegsgegner historisch zu beweisen.

Die letztendlich gültige Antwort:
Man einigt sich im Für und Wider der unterschiedlichen Varianten der klassischen Antwort
auf einen Mix von Faktoren, die man je nach politischem Gusto unterschiedlich gewichten
kann:
die Konkurrenz zwischen den Großmächten im Drang nach Kolonien, ihr Nationalismus und
nationales Prestige, die Hochrüstung, die öffentliche Meinung, das Versagen der
verantwortlichen Politiker (z.B. des Kaisers) und dergleichen mehr.
Obwohl diese Masterfrage also einvernehmlich geklärt ist, beschäftigen sich viele aktuelle
Veröffentlichungen zum Jubiläum mit diesem Thema. Sie dienen angesichts der
vorherrschenden Einigkeit in den Bewertungsfragen offenbar nicht der Klärung und
Diskussion des Strittigen, sondern der Festschreibung und Affirmation der vereinbarten
gesellschaftlichen Konvention bei der Bewertung dieses Ereignisses.
Diese Publikation dient ausdrücklich nicht dazu – das ist weder das Anliegen des Autors
Klaus Schabronat noch das des Verlages der Jenny Marx Gesellschaft – der Fülle an
inhaltsgleichen und nur in Varianten voneinander abweichenden Darstellungen über den
ersten Weltkrieg eine weitere hinzuzufügen. Sie versteht sich ausdrücklich als eine bewusst
davon abweichende Gegendarstellung zum vereinbarten, „letztendlich gültigen“
Geschichtsbild.

Mit geradezu kriminalistischem Spürsinn unterzieht der Verfasser die Frage nach den
Ursachen dieses Krieges einer sehr genauen Analyse. Er stellt die Frage, wem nutzte dieser
Krieg, wer hatte besonderes Interesse ihn zu führen, wer hat vor allem in ganz besonderem
Umfang daran profitiert?

Also die alte Frage: Qui bono?
Dazu nutzt der Autor auch Arbeiten, die inzwischen weitgehend aus dem Blick geraten, wenn
nicht untergegangen sind. Werke von DDR-Historikern, die teilweise mit anderen Methoden
und Fragestellungen den ersten Weltkrieg aufgearbeitet hatten, aber im Zuge der
„Abwicklung“ der DDR verschwanden. Akribisch trägt Klaus Schabronat in seinem Werk
deren Ergebnisse und Deutungen zusammen. Er greift dabei auf Arbeiten von Gutsche, Kleinnebst Autorenkollektiv zurück. Er lässt Lenin zu Wort kommen und zitiert Engels, der einen
Weltkrieg lange vorher vorausgesagt hatte.

Durchaus abweichend von der herrschenden Methodologie, die den schriftlichen Nachweis
für den Bankraub fordert und sich ohne diesen unfähig zeigt, eine hinreichende Beschreibung
der Realität zu liefern, führt er Evidenz- und Indizienbeweise für seine Darstellung an.
Kritisch setzt er sich mit der Tatsache auseinander, dass weder die Ergebnisse der DDR-
Forschung in die neueren Arbeiten einfließen, noch deren Methoden oder Fragestellungen
berücksichtigt werden.

Interessant in diesem Zusammenhang auch seine Sicht auf die Verschleierungsmethoden,
derer sich bedient wird, um von den Wirtschaftsinteressen der beteiligten Akteure und ihrer
Einflussnahme abzulenken und bestimmte Fragestellungen zu marginalisieren bzw. zu
unterbinden.

Besonderes Augenmerk richtet er auf die Rede Karl Liebknechts vom 11. Mai 1914 im
Reichstag, die wir als eigene Broschüre anbieten. Diese beleuchtet die bedeutenden
Verquickungen zwischen einzelnen Großkonzernen der Rüstungsindustrie einerseits und
wichtigen Akteuren des Staates andererseits näher.
Auch die internationale Verquickung des Rüstungskapitals wird von Liebknecht aufgezeigt,
was diese Rede zu einem wichtigen Zeugnis dessen macht, was man bereits als politisch
informierter Zeitgenosse wissen konnte, wenn man es wissen gewollt hätte. Dies steht in
einem bemerkenswerten Kontrast zu dem, was man heute bereits nicht mehr weiß bzw. nicht mehr wissen will.

Wie kann man bei einer glaubwürdigen Ursachenforschung die Wirtschafts- und
Profitinteressen der führenden Politik- und Wirtschaftsakteure unberücksichtigt lassen,
übersehen oder als marginal abtun?

Wie kann man die dazu vorhandenen und passenden Dokumente nicht berücksichtigen?
Handelt es sich etwa um interessengeleitete Geschichtsklitterung / -verkennung?
Wir leben in Zeiten, in denen die Erfahrungen der schrecklichen Weltkriege des letzten
Jahrhunderts wieder verblasst sind. Kriege sind wieder an der Tagesordnung und Deutschland
als Kriegstreiber der letzten Weltkriege gibt seine Zurückhaltung mehr und mehr auf und
drängt vermehrt auf die Kriegsschauplätze unserer Tage. In diesem Zusammenhang ist es
dringend notwendig, die Lehren aus der Vergangenheit unbeeinflusst von aktuellen Interessen
an bestimmten Antworten zu ziehen. Gerade die Wiederkehr kriegsauslösender Faktoren und
Mechanismen zwingt dazu, diese Parallelitäten genauer unter die Lupe zu nehmen, um so
tatsächlich aus der Geschichte lernen zu können.

Detailliert und spannend geht der Autor diesen Aspekten auf dem Grund, gut verständlich
auch ohne das Erfordernis einer historischen Ausbildung. Klaus Schabronat liefert die
Betrachtung der Schuldfrage aus einer ganz anderen Perspektive und mit einem klaren
Fingerzeig auf heutige Entwicklungen und dahinterstehenden Interessenlagen.
Wir wünschen dem Werk die Beachtung, die seine Erkenntnisse in dieser Zeit verdienen!

Die Herausgeberin: Jenny-Marx-Gesellschaft
www.kriegsgewinnler.de

Veranstaltungsinformationen

Datum: 

08.05.2023 - 19:00