Pressemitteilung des Antikriegshaus Sievershausen: Andreas Zumach: Die Rolle der UN im weltweiten Chaos

Am Sonntag, 6. März um 16 Uhr ist Andreas Zumach, seit 1988 UN-Korrespondent der tageszeitung und von daher langjäh­riger Beobachter rund um das UN-Geschehen, im Antikriegshaus zu Gast. Er hat zum 70. Jahrestag der Gründung der UN ein Buch (Globales Chaos – machtlose UNO) veröffentlicht, in dem er das Versagen und Scheitern der UN ausführlich dokumentiert und der Frage nachgeht: „Brauchen wir diese UN noch?“ Er dokumentiert damit aber auch das Scheitern der Weltgemeinschaft, die immer mehr zerfällt in Nationalstaaten, die ausschließlich ihren eigenen Interessen nachgehen. 193 Staaten gehören der Organisation an, die nach den Schrecken des Holocaust und des 2. Weltkrieges (und nach dem erfolglosen Versuch des Völkerbundes) gegründet wurde, um „den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren“ und „freundschaftliche ... Beziehungen zwischen den Nationen zu entwickeln“.

Von einer ‚Weltregierung‘, wie sie manchmal tituliert wird, sind die UN aber weit entfernt. Ihre ambitionierten Ziele hat sie meistens nicht erreicht, wie die Ächtung der Atomwaffen oder die gleichberechtigte Entwicklung der Länder. Noch immer dominieren die reichen Länder des Nordens und die 5 Veto-Mächte die Geschicke der UN. Seit den 1990er Jahren haben vor allem die USA daran gearbeitet, die UN für überflüssig zu erklären, was auch den katastrophal gescheiterten Blauhelm-Einsätzen in Srebenica und Ruanda geschuldet war. Aber die USA zeigten auch 2003 mit der dreisten Lüge von den irakischen Massenvernichtungswaffen vor der UN- Generalversammlung und dem anschließenden Angriffskrieg gegen den Irak ohne billigende UN-Resolution, dass sie sich selbst als alleinige Weltmacht verstanden. Durch die recht erfolgreiche Hintertreibung des UN- Gedankens kam es in der Folgezeit zum permanenten Finanzierungsproblem der UN. So mussten die UN-Organisationen UNHCR und World Food Program die Lebensmittel­lieferungen für die syrischen Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien radikal kürzen, was zu der derzeitigen Flüchtlingsbewegung nach Europa massiv beitrug.

Trotz allem treibt die UN z.B. mit den gerade verabschiedeten Nachhaltigkeitszielen die internationale Debatte um gerechte Strukturen in der Welt voran. Auch ist die Organisation die einzige, von der wir uns immer noch die Ächtung von allen Massenvernichtungswaffen erhoffen – die Erfolge bei der Ächtung von Streubomben und Antipersonenminen haben gezeigt, wie es gehen kann.

Wir haben Andreas Zumach im Antikriegshaus 2014 als fulminanten Redner kennen gelernt und haben ihn deshalb erneut eingeladen. Er wird uns nahebringen, welche Rolle die UN spielen kann und spielen muss in einer Welt, die scheinbar immer mehr in Konflikten und Chaos versinkt, und was notwendig ist, damit sie ihr erklärtes Ziel, „Streitigkeiten ... durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts ... beizulegen“, erreichen kann.

Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen
und über Friedensarbeit Sievershausen e.V.

31275 Lehrte/Sievershausen Kirchweg 4A Telefon: 05175 / 57 38 www.antikriegshaus.de

Sievershausen, 29.02.16

Veranstaltungsinformationen

Datum: 

06.03.2016 - 16:00