Presseerklärung der Pressehütte Mutlangen: Neuanschaffung von Atomkampfflugzeugen: Eine verspielte Chance für die Sicherheit der nächsten Generationen!

Es ist knapp 40 Jahre her, dass die Bevölkerung in Mutlangen, Neu-Ulm und Heilbronn durch die Stationierung der damals neuartigen, atomar bestückbaren Pershing II einer massiven Bedrohung ausgesetzt wurden. Zwischen 1983 und 1987 entstand hier in Schwäbisch Gmünd eine weltweit wahrnehmbare gewaltfreie Protestbewegung, die mittels zivilen Ungehorsams dieser militärischen Eskalation gewaltfreien Widerstand leistete.

Im Amtsgericht wurden in den 90er Jahren fast 3000 Menschen zu Geld- und einige sogar zu Haftstrafen verurteilt, weil sie den Mut hatten, sich gegen eine Gefahr aufzulehnen, die schon im Falle eines Unfalls oder auf Grund menschlichen Versagens einen Weltkrieg hätte auslösen können, der das gesamte Leben auf der Erde auszulöschen vermochte.

1987 kam die politische Wende. Auf Gorbatschows Initiative stoppten die USA und die damalige Sowjetunion diese brandgefährliche Situation und unterzeichneten den INF Vertrag. Alle landgestützten atomaren Mittelstreckenraketen wurden vernichtet. Der Ostalbkreis profitierte massiv von diesem Abrüstungsgeschehen. Der Atomwaffenstandort Mutlangen wurde aufgelöst. Das Gebiet, wo einst die damals gefährlichsten Atomwaffen lagerten, verwandelte sich in das schöne Neubaugebiet auf der Mutlanger Heide, mit einem Solarfeld und der stillen Kunst im öffentlichen Raum, die mahnend an die Bedrohung erinnert.

2022 stationiert das US amerikanische Militär noch immer, im Rahmen der nuklearen Teilhabe, Atomwaffen auf deutschen Boden. In der Vulkaneifel am Fliegerhorst Büchel befinden sich noch 20 Atombomben aus der Zeit des Kalten Krieges. Deutsche Piloten trainieren ihren Einsatz. Im Kriegsfall sollen sie diese Massenvernichtungswaffen über bewohntem Gebiet abwerfen.

Das Leid, das die Städte Hiroshima und Nagasaki 1945 erlebt haben, würde durch die Hand deutscher Soldaten Realität. Die deutsche und internationale Friedensbewegung inklusive der weltweiten Mitglieder der Mayors for Peace schauen einem solchen Szenario mit Grauen entgegen und streiten seit Jahren beständig für eine Umsetzung des Atomwaffenverbotsvertrags, der nun seit einem Jahr in Kraft ist. Deutschland gehört noch nicht zu den Unterzeichnerstaaten, obwohl eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung dies fordert.

Stattdessen werden die Bomben in Büchel ausgewechselt. Für insgesamt mehr als 100 Milliarden Dollar bauen die USA neue Atomwaffen. Die 20 neuen Bomben in Büchel sind technologisch ganz neue und automatisierte Lenkbomben, die nach Abwurf nicht einfach im freien Fall ihr Ziel erreichen, sondern ihr einprogrammiertes Ziel im Flug ansteuern. Ihre Sprengkraft ist einstellbar. Die Konsequenz dieser technischen Veränderungen: Es geht gar nicht mehr um die so genannte Abschreckung, sondern es geht darum, hier in Mitteleuropa im Konfliktfall Atomwaffen „optimal“ einzusetzen. Wenn die Eskalation ausbleiben sollte, sind die Folgen für Mitteleuropa verheerend, wenn sie stattfindet für die ganze Welt.

Die neuen Bomben sollen auch neue Kampfflugzeuge bekommen, weil der alte Tornado in die Jahre kommt. Dafür sind knapp 10 Milliarden Euro vorgesehen, die bei der internationalen Katastrophenhilfe, beim Klimaschutz, im Gesundheitswesen fehlen. Herr Stütz diffamiert KritikerInnen dieser Entwicklung mit dem Ausdruck „Friede, Freude, Eierkuchen“. Demgegenüber wollen wir betonen: Atomwaffen sind inzwischen völkerrechtlich geächtet. Deutschland hat den Atomwaffensperrvertrag als Nicht-Atomwaffenstaat unterschrieben. Unsere Sicherheit fußt nicht auf der Bereitschaft, uns und alle anderen vernichten zu können. Wir müssen Sicherheit neu denken.

Werden Sie heute noch selbst aktiv und unterzeichnen Sie die Petition auf der Webseite https://act.greenpeace.de/keine-neuen-atombomber? Erheben auch Sie Ihre Stimme gegen die Anschaffung der neuen atomwaffenfähigen Kampfjets.

 

Stellvertretend für die Mitglieder und FreundInnen der Mutlanger Friedensbewegung (Pressehütte):

Vorsitzende der Friedenswerkstatt Silvia Maria Bopp

Vorsitzender der Friedens- und Begegnungsstätte Volker Nick