Die Versöhnungskirche Völklingen

Entstehung
Am 12.2, 1922 war die alte auf romanische Ursprünge zurückgehende Völklin­ger Kirche in der Nähe des Saarufers abgebrannt. Die Grundsteinlegung für den Bau einer neuen Kirche erfolgte am 4.7.1926, die Einweihung nach fast zweijäh­riger Bauzeit am 13.5.1928.

Im Jahre 1968 erhielt die Kirche den Namen "Versöhnungskirche" - zur Unter­scheidung von den inzwischen in anderen Ortsteilen entstandenen Gotteshäu­sern.

Die Außenfassade
Die Ostseite der Kirche wird beherrscht von dem 66 Meter hohen Turm, an dessen Sockel zwei balustradenähnliche Freitreppen entspringen. Sie führen zu den auf der Höhe des Erdgeschosses liegenden zwei Haupteingängen. Das Giebelfeld der Westseite ist mit einem halbkreisförmigen Relief geschmückt, das die den Erdball behütende Dreieinigkeit Gottes in einem Kreis lobpreisender Engel darstellen soll. Dazwischen erscheinen Bibel und Kelch als Sinnbilder von Wort und Sakrament.

Darunter stehen, in symmetrischer Anordnung rechts und links der Mittelachse, vier Gussfiguren - als Symbole von Arbeit, Liebe, Barmherzigkeit und freue. Die Entwürfe zu diesen Figuren stammen von dem Bildhauer V. Funk.

Auseinandersetzung um die Gussfiguren
Die Gussfiguren waren von Anfang an nicht unumstritten. Zwei der Figuren waren vor ihrer Aufstellung mit der Presbyterium abgesprochen (Arbeit und Liebe). Die beiden anderen (Barmherzigkeit und Treue) sah das Presbyterium erst in Mai 1932, als sie bereits fertiggestellt waren.

Presbyter Fr. Weiß formulierte damals die Bedenken.
`Wir empfinden die Aufstellung eines Stahlhelmmannes mit Handgranate an einer Kirche als Verherrlichung der Gewalt und des Krieges und als eine Verhöhnung alles dessen, was in der Kirche gelehrt und gepredigt wird, Außerdem würde sie in schroffem Widerspruch zu einer Entschließung des Internationalen Kirchentages in Prag stehen, Die Bevölkerung des Bezirkes besteht zum überwiegenden Teil aus Industrie- und Bergarbeitern, die der Aufstellung eines kriegerischen Symbols an einem Gebäude des Friedens absolut kein Verständnis entgegenbringen."

15 Jahre später, bei der Amtseinführung von Pfr, Obermann im Jahre 1947, nahm Kirchenrat Wehr Anstoß an der Soldatenfigur und empfahl, sie wegzunehmen. Das Presbyterium lehnte ab.

Seit 1990 hat sich das Presbyterium über einen längeren Zeitraum hinweg mit der von der Friedensgruppe und später dem 'Ausschuss für Gottesdienst und Gemeindeleben' angestoßenen Idee beschäftigt, vor der Versöhnungskirche gut sichtbar eine 'Denktafel' zu errichten. Im April 1993 wurde mit großer Mehrheit dazu folgender Text verabschiedet.
An alle, die sehen und verstehen möchten!
An der Giebelseite dieser Kirche ist ein Soldat mit Handgranate vor einem verwundeten Kameraden abgebildet - als Sinnbild für Treue.
Unsere Geschichte können und wollen wir nicht leugnen.

Aber:
Sind Beispiele aus Kriegen geeignet, solidarisches Handeln darzustellen?
Wie stehen wir zur biblischen Verheißung der Gewaltlosigkeit?
Wer gewinnt an den Kriegen? Und wo sind die Opfer?
Wir bitten alle, die durch unsere Gedankenlosigkeit, unsere Nachlässigkeit oder unseren Opportunismus unter Gewalt leiden, um Vergebung.
Der Name der Kirche erinnert uns an den Auftrag Christ!:
V E R S Ö H N U N G

Das Presbyterium der Ev. Versöhnungskirchengemeinde
Pfingsten 1993

Allerdings sollte vor einer Aufstellung noch in der Gemeinde öffentlich über den Text diskutiert werden. Dies hat in zwei Veranstaltungen zu derartigen Auseinandersetzungen geführt, dass das Presbyterium von einer Aufstellung einer solchen Denktafel vor der Kirche vorerst abgesehen hat.

Adresse: 

Die Versöhnungskirche Völklingen
Moltkestraße 35
66333 Völklingen
Deutschland