Pressemitteilung des Friedensbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms: Keine Entscheidung über Tornado-Nachfolge ohne Diskussion über nukleare Teilhabe

Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, warnt davor, eine Entscheidung über eine Nachfolge des Tornado-Jagdbombers zu treffen, ohne vorher eine breite Debatte über die nukleare Teilhabe geführt zu haben. „Es geht hier mehr als um die Nachfolge eines in die Jahre gekommenen Flugzeugs, es geht vor allem auch darum, welche Rolle die nukleare Abschreckung und der Einsatz von Atomwaffen in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik künftig spielen sollen“, betont der EKD-Friedensbeauftragte.

Der Kampfjet Tornado, der seit 1981 in der deutschen Luftwaffe im Einsatz ist, spielt für die nukleare Teilhabe Deutschlands innerhalb der NATO eine wichtige Rolle. Denn der Tornado ist das derzeit einzige deutsche Trägersystem für die amerikanischen US-Atomwaffen, die in Deutschland stationiert sind. „Deshalb ist die Entscheidung für ein Nachfolgemodell zugleich auch eine Entscheidung über die weitere nukleare Teilhabe Deutschlands. Eine Debatte darüber darf in Corona-Zeiten nicht ausgesetzt werden“, macht Renke Brahms deutlich.

„Unser Ziel ist weiterhin eine atomwaffenfreie Welt“, betont der EKD-Friedensbeauftragte unter Hinweis auf die im November in Dresden verabschiedete Friedenskundgebung der EKD-Synode, aber auch entsprechende Stimmen aus der weltweiten Ökumene. Darum müssten nun Schritte im Vordergrund stehen, die zu einer Abschaffung von Atomwaffen führen, nicht aber deren Modernisierung. „Eine Anschaffung neuer Flugzeuge, die Atomwaffen tragen können, zementieren aber stattdessen eine aus den 1950er- und 1960er-Jahren stammende Strategie. Und die Frage ist, ob dies heute noch zeitgemäß ist“, macht Renke Brahms deutlich.

Und ein weiterer Aspekt erscheint dem EKD-Friedensbeauftragten gerade in der jetzigen Zeit sehr wichtig: „Die Milliarden, die jetzt für ein Nachfolgemodell des Tornado-Kampfjets ausgegeben werden sollen, werden derzeit eigentlich dringend für die schlimmen Folgen der Corona-Pandemie benötigt. Und hier vor allem auch zur Beseitigung der weltweiten Ursachen für Konflikte und Kriege, die sich durch die Pandemie wahrscheinlich noch deutlich verschärfen werden.“ Und er ist überzeugt: „Eine Entscheidung über eine Tornado-Nachfolge kann daher eigentlich derzeit nicht ganz oben auf der politischen Agenda der Bundesregierung stehen.“

Dieter Junker
Verein für Friedensarbeit im Raum der EKD
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