Presseinformation des Internationaler Versöhnungsbund, Deutscher Zweig e.V.:Offener Brief katholischer und evangelischer ChristInnen an muslimische Gläubige und Religionsgelehrte.

Zur Kenntnis auch an Kirchenleitende der evangelischen und katholischen Kirchen, und an die Militärseelsorge.

(17.02.2016 )Wir als Christinnen und Christen, und als Mitglieder unserer Kirchen schämen uns

  1. dass Christen seit den Kreuzzügen immer wieder gewaltsam in die muslimische Welt vorgedrungen sind, Muslime getötet, verletzt, beleidigt und beraubt haben;
  2. dass christliche Soldaten immer wieder Kriege in muslimischen Ländern geführt haben, und noch führen; auch im Irak, in Afghanistan und in Syrien;
  3. dass Mitglieder unserer Kirchen Drohnenangriffe planen und durchführen; viele Muslime werden Opfer dieser Angriffe;
  4. dass christliche Politiker und Wirtschaftsführer darüber nachdenken, wie man Rohstoffe und Handelswege sichern könnte, und wie man ganze Regionen der Welt - auch muslimische Regionen - an den Westen binden könnte;
  5. dass Christen in Guantanamo und anderen US-Geheimgefängnissen Muslime gefoltert haben;
  6. dass Christen Kriegswaffen konstruieren, produzieren und auch in muslimische Länder exportieren; durch diese Waffen sterben viele Muslime;
  7. dass kirchenleitende Persönlichkeiten und christliche Politiker zwar schöne Worte finden (ultima ratio, Schutzverantwortung, humanitäre Intervention, vernetzte Sicherheit, Vorrang für zivil, just policing), aber dann doch - aus welchen Gründen auch immer - den Militäreinsätzen zustimmen;
  8. dass christliche Militärgeistliche die Soldaten in Auslandseinsätzen trösten und segnen, anstatt sie zur Umkehr und Heimkehr zu mahnen;
  9. dass viele christliche Politiker jenen muslimischen Jugendlichen, die in „Problembezirken“ großer Städte wohnen, kaum eine Chance auf Bildung, Arbeitsplätze und Mitbestimmung geben;
  10. dass unsere Glaubensgemeinschaften insgesamt noch nicht dazu bereit sind, Schuld zu bekennen und umzukehren; bisher hat keine große Kirche ihre Mitglieder dazu aufgerufen, sich an diesen Kriegen und Gewalttaten gegen Muslime nicht zu beteiligen.

Jesus Christus hat den Frieden gelebt und gepredigt. Wer Gewalt rechtfertigt, unterstützt oder ausübt, darf sich nicht auf Jesus Christus und die Bibel berufen.
Jesus Christus hat die Goldene Regel gelehrt: Wir sollen so mit anderen Menschen und anderen Völkern umgehen, wie wir es selbst von den anderen erwarten. Mit dieser Regel sind Gewalttaten unvereinbar.
Unsere Überzeugung: Die Konflikte zwischen der christlichen und der muslimischen Welt kann man nur im Gespräch lösen; im Zuhören und Erzählen; in der Einsicht und in der Umkehr.
Anlass für uns, über unsere Rolle in dem christlich-muslimischen Konflikt nachzudenken, war der Brief der 120 muslimischen Religionsgelehrten vom 27. September 2014. Die muslimischen Gelehrten distanzieren sich in ihrem Brief von den Gewalttaten bestimmter muslimischer Gruppen.

ErstunterzeichnerInnen
1. Dr. Matthias-W. Engelke (Steyl/NL)
2. Rainer Schmid (Aalen)
3. Hanna und Ekke Fetköter (Uelvesbüll)
4. Bernhard Willner (Herzberg)
5. Dr. Eberhard Müller (Rosenfeld)
6. Theodor Ziegler (Breisach)
7. Eberhard Bürger (Marburg)
8. Hans Dieter Zepf (Groß-Zimmern)
9. Beate Körsgen (Mainz)
10. Rainer Kluckhuhn (Lemgo)
11. Birgt Stelzmann (Hannover)
12. Elisabeth Kaltenhäuser (Breisach)
13. Dieter Kaltenhäuser (Breisach)
14. Anke Schneider (Bremen)
15. Gudula Frieling (Dortmund)
16. Ingrid Fröhlich-Groddeck (Stendal)
17. Achim Schmitz (Stuttgart)
18. Andreas Hämer (Großrosseln)
19. Hanno Paul (Bünde)
20. Peter Heckmann (Schwörstadt)

Verantwortlich: Arbeitskreis „Friedensauftrag und Militär“ des Internationalen Versöhnungsbundes – deutscher Zweig.
Kontakt: Dr. Matthias-W. Engelke, Telefon 0031-77-3261-346, mwengelke [aet] t-online.de und Rainer Schmid, Telefon 0049-7361-6339797, r.schmid63 [aet] yahoo.de

 

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