PM der AG Frieden, Trier: Eine Straße für Dr. Heinz Kahn, einer der letzten Holocaust-Überlebenden

Trier den 7.3.2014

AG Frieden gedenkt des am 9. Februar 2014 verstorbenen Trierer Holocaust­ Überlebenden und Neubegründers der Jüdischen Gemeinde Trier und schlägt Straßenbenennung nach ihm vor.

„Wir trauern um Dr. Heinz Kahn, eine beeindruckende Persönlichkeit und Symbolfigur für das Überleben und den Widerstand gegen den Holocaust und wünschen uns, dass in Trier eine Straße nach ihm benannt wird“, so Markus Pflüger von der Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier, die mit Dr. Heinz Kahn bei verschiedenen Gelegenheiten eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet hat. Kahn hatte die jüdische Gemeinde in Trier nach 1945 neu gegründet.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begannen für die Kahns Schikanen und Diskriminierungen. Heinz Kahn erlebte den Judenhass in Hermeskeil und Trier und musste Zwangsarbeit leisten. Seine Familie wurde in Auschwitz ermordet. Er selbst musste als Pfleger, Häftlings­schreiber und Lagerläufer und schließlich im „Selektionskommando“ Auschwitz arbeiten. Dabei konnte er anderen Häftlingen helfen. Er rettete zudem viele Unterlagen der Nazis, indem er sie in Marmeladeneimer barg, diese verschweißte und in Wasserlöchern versenkte. Im Frankfurter Auschwitz-Prozess vor fünfzig Jahren sagte er als Zeuge aus.

Am 11. April 1945 wurde Heinz Kahn mit den in Buchenwald überlebenden Häftlingen von den Amerikanern befreit. Als einer der wenigen Überlebenden kehrte er nach Trier zurück und wurde erster Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde von Trier, machte sein Abitur nach, studierte Veterinär­medizin und promovierte. Er heiratete Inge Hein aus Cochem, die als 14-Jährige mit ihren Eltern in das KZ Theresienstadt deportiert worden war und – anders als ihre Eltern – den Holocaust überlebt hatte. 1954 zogen die Eheleute Kahn nach Polch, wo Dr. Kahn bis vor wenigen Jahren seine Tierarztpraxis betrieb. Seit 1987 war er zudem Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz.

Heinz Kahn erzählte in Schulen und öffentlichen Veranstaltungen als Zeitzeuge von der Verfolgung und auch vom Widerstand der Juden im Nationalsozialismus. Bei der Präsentation der Broschüre „Stolpersteine erzählen“ sprach er ein bewegendes Grußwort und hat auch die Verlegung von Stolpersteinen für Familienangehörige in Hermeskeil und Trier unterstützt.

Für die Arbeitsgemeinschaft Frieden ist eine Straßenbenennung für Heinz Kahn ein wichtiges Zeichen: ein würdevolles Andenken an einen besonderen Menschen, ein Zeichen gegen das Vergessen. Die AGF fordert den Stadtrat bzw. die Ortsbeiräte auf, bald eine geeignete Straße nach Dr. Heinz Kahn zu benennen.

Weitere Informationen

Nachruf von Joachim Hennig http://mahnmal-koblenz.de

Grußwortes in Trier 2008: www.agf-trier.de/content/mediathek-trier-der-ns-zeit

54-Minuten-Film zu ihm hier: www.wollheim-memorial.de/de/dr_heinz_kahn

Ansprechpartner für Rückfragen:

Markus Pflüger (Arbeitsgemeinschaft Frieden) buero [aet] agf-trier.de T. 0651/9941017