KURVE Wustrow: Aufruf zum stillen Gedenken an die Opfer

Am 24. Februar 2023, ein Jahr nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine, rufen wir zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen zum stillen Gedenken an die Opfer auf. Wir berichten hier außerdem über die aktuellen Herausforderungen und die Arbeit der KURVE-Partner in der Ukraine und bitten um Spenden für ukrainische Kolleg*innen, die gegenwärtig unter sehr schwierigen Bedingungen in der Ukraine leben und arbeiten.

Solidarische Grüße,

Felix Schimansky-Geier, Anja Petz und Jochen Neumann

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1. Gedenken an die Opfer

Am 24.02.2023 findet um 17:00 Uhr auf dem Marktplatz in Lüchow eine Mahnwache in stillem Gedenken an die Opfer auf ukrainischer und russischer Seite statt. Wir verzichten an diesem Tag auf jegliche politische Forderungen, Banner und Fahnen. Bringt Kerzen mit oder stellt eine bei euch zuhause ins Fenster und gedenkt mit uns der Opfer.

2. Dem Krieg etwas entgegensetzen - Solidarität leben!

Die russische Invasion in die Ukraine vom 24. Februar 2022 ist eine tägliche Herausforderung für unsere ukrainischen ZFD-Partnerorganisationen vor Ort. Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg haben die Partner ihre bisherige Arbeit angepasst, um die Zivilgesellschaft bei der Bewältigung der Kriegsfolgen zu unterstützen.

Als direkte Folge des Krieges ist die Umsiedlung der KURVE Wustrow-Partner in westliche Landesteile der Ukraine nach Transkarpatien, Ternopil, Winnyzja zu nennen. Organisationen, die bis Frühjahr 2022 in der Ostukraine, im Donezker und Luhansker Oblast aktiv waren, können dort aktuell nicht mehr arbeiten, da die Gebiete unter teilweiser bzw. vollständiger Kontrolle der russischen Armee stehen bzw. die lokale Infrastruktur und frühere Büros vollkommen zerstört sind.

Trotz des Kriegs ist die ukrainische Zivilgesellschaft weiterhin sehr aktiv und spielt eine zentrale Rolle bei der Versorgung, Vernetzung und psychologischen Begleitung der Bevölkerung. Ihre Arbeit stärkt den Zusammenhalt und die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Gesellschaft.

Russische Luftangriffe, die sich gegen die zivile Infrastruktur und insbesondere gegen die Energieversorgung in allen Teilen der Ukraine richten, haben insbesondere seit Oktober deutlich zugenommen und beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit aller Partner. Durch wiederholte russische Attacken auf die Energieversorgung des Landes sind die Kolleg*innen in der Ukraine von Stromausfällen sowie Unterbrechungen der Wasser- und Wärmeversorgung direkt betroffen.

Trotz dieses der äußerst schwierigen Bedingungen setzen unsere ukrainischen Partnerorganisationen ihre Arbeit in der Ukraine fort. Mit großem Respekt für unsere ukrainischen Kolleg*innen und in Solidarität mit ihnen berichten wir hier Beispiele ihrer herausragenden Arbeit:

  • Dokumentation und Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen und Traumatisierungen

Als Mitglied der Coalition Justice for Peace in Donbas dokumentiert die Partnerorganisation Eastern Ukrainian Center for Civic Initiatives (EUCCI) Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht. Seit Februar 2022 erschienen bereits zehn umfassende mehrsprachige Berichte, die die internationale Öffentlichkeit über Kriegsverbrechen in der Ukraine informieren.

EUCCI hat anlässlich des ersten Jahrestages eine Zusammenfassung des gesamten letzten Jahres erstellt, um einen großflächigen Überblick über die von Russland begangenen Kriegsverbrechen zu geben.

Link zum englischsprachigen Bericht in der KURVE-Mediathek

  • Gemeinsame Zukunftsperspektiven

Die in der Platform for Nonviolent Activism zusammengeschlossenen Organisationen (AMES, Theatre for Change und Network for Responsible People, alle Kyjiw) sowie die Organisation Foundation for Community Development in Winnyzja (vormals Kramatorsk) arbeiten bereits jetzt an Modellen zur Reduzierung und Prävention von Gewalt in innergesellschaftlichen Konflikten. Zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen der ukrainischen Bevölkerung zeichnen sich bereits neue soziale Spannungslinien ab. Die hohe Zahl der Binnenflüchtlinge und die große Anzahl von Jugendlichen, die die Ukraine aufgrund des Krieges verlassen mussten, bleiben ein kritisches Thema für die Jugendarbeit in der Ukraine.

So arbeiten Kolleg*innen vom Theatre for Change mit ukrainischen Aktivist*innen mithilfe von Theatermethoden zusammen, um brisante innergesellschaftliche Themen im Theaterformat anzusprechen. Gleichzeitig bilden sich die Kolleg*innen der Plattform in traumainformierter Arbeit und Oral History-Methoden fort. Damit sollen auch zivilgesellschaftliche Aktivist*innen erreicht werden, die nach mehreren Monaten des Kriegszustandes und der Unterstützungsarbeit an die Grenzen der Belastbarkeit stoßen.

„Theater bietet den Ukrainer*innen einen sicheren Raum, in dem sie ihre Geschichten erzählen und sich mit anderen Menschen in Zeiten großer Ungewissheit, Unsicherheit und Verletzlichkeit austauschen können. Solche Räume stellen das Gefühl der Gemeinschaft wieder her, da sich viele Menschen isoliert und einsam fühlen, und bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, schmerzhafte Erfahrungen ohne Worte auszudrücken. In den Theaterworkshops konzentrieren wir uns auf die Stärken, die den Menschen helfen, die Herausforderungen des Krieges zu bewältigen, und auf die Träume, die uns mit der Zukunft verbinden.“ kommentiert Yana Salakhova, die Gründerin der NGO Theatre for Change.

  • Ziviler Widerstand in den besetzten Gebieten

Die ukrainische Partnerorganisation AMES hat eine Reihe von kurzen Dokumentarfilmen produziert, die die Situation der Menschen unter russischer Besatzung nachzeichnen und auch über Beispiele für gewaltfreien Widerstand berichten. Ein Beispiel ist die Kleinstadt Swatowe im Oblast Luhansk im Osten der Ukraine:

https://www.youtube.com/watch?v=j3t41pv5uHc

Darin berichtet eine Aktivistin über die erfolgreiche Verhinderung der Besetzung in den ersten Wochen: „Da war so viel Vertrauen in uns. Ich meine, wir waren mitnichten Narren. Trotz allem war da diese Art von Vertrauen und Inspiration, die uns hat realisieren lassen, dass wir das schaffen können. Wir wussten wir können sie [die russische Armee] vertreiben.“ (ab 9:55 min).

3. Spende für unsere ukrainischen Partner

Wir als KURVE Wustrow rufen an diesem ersten Jahrestag des russischen Angriffskriegs zu Spenden für die Arbeit unserer ukrainischen Partner auf.

Die ukrainische Partnerorganisation Foundation for Community Development (FCD) war bis Anfang 2022 in Kramatorsk in der Ostukraine tätig und setzte sich vor Ort für zivilgesellschaftliche Initiativen und z.B. Dialoge zwischen Zivilgesellschaft und lokalen Behörden ein. Nach dem Beginn der groß angelegten Invasion im Februar 2022 hat die gesamte NGO ihre Räumlichkeiten in Kramatorsk verlassen und ist 900 km in den Westen der Ukraine in die Kleinstadt Bar in der westukrainischen Oblast Winnyzja umgezogen, wo die NGO bei null anfangen musste.

Um Probleme zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Neuankömmlingen zu vermeiden, engagierte sich FCD direkt vor Ort in Bar und organisierte humanitäre Hilfe, stellte Unterkünfte für Binnenvertriebene bereit, ermittelte den lokalen Hilfsbedarf und organisierte später auch eine Kindertagesstätte und viele offene Gesprächsrunden, um die Bedürfnisse der Binnenvertriebenen mit der örtlichen Verwaltung zu besprechen.

Aufgrund der direkten Angriffe Russlands auf die kritische Infrastruktur in der Ukraine, war und ist Bar wie viele andere ukrainische Städte von ständigen Stromausfällen und Unterbrechungen kritischer Infrastrukturen betroffen.

Um eine kontinuierliche Arbeit zu ermöglichen, rufen wir zu Spenden für unsere ukrainische Partnerorganisation auf, um einen leistungsstarken Stromgenerator und moderne Power Stations für die knapp 15 Kolleg*innen anzuschaffen. Mit dieser Verbesserung ihrer Infrastruktur können sie kontinuierlich mit Strom arbeiten und ihre wichtige Arbeit in Bar fortsetzen.

Für die Installation in einem Wohnheim, in dem alle Mitglieder der NGO gemeinsam leben und das auch als Büro dient, werden 5.000 Euro an Spenden benötigt.

Jetzt online spenden!

 

Spendenkonto der KURVE Wustrow
IBAN : DE23 4306 0967 2041 6468 01
BIC: GENODEM1GLS

Stichwort: Ukraine