Friedensbildung und zivile Konfliktbearbeitung im Blickpunkt

AGDF und EAK kamen in Fulda zu einer gemeinsamen Studientagung zusammen

Im vergangenen Jahr hatte die EKD-Synode sich erneut dazu verpflichtet, Initiativen im Bereich der Friedenspädagogik, der zivilen Konfliktbearbeitung und der politischen Bildung zu unterstützen. Bei einer gemeinsamen Studientagung von Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und Evangelischer Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) in Fulda ging es nun darum, dies zu konkretisieren und zu schauen, welche Perspektiven, Herausforderungen und Erwartungen es hinsichtlich der Friedensbildung und der zivilen Konfliktbearbeitung gibt.

„Friedensbildung und zivile Konfliktbearbeitung sind wichtige Themen für die evangelische Kirche“, unterstrich der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, der online der Studientagung zugeschaltet war. Es sei wichtig, eine Diskussionskultur zu lernen und zu pflegen, mit Respekt und nicht mit Beschimpfungen Konflikte auszutragen. „Das ist auch unsere Aufgabe als Kirche. Das ist nicht leicht, aber erforderlich“, so der EKD-Friedensbeauftragte.

Gerade angesichts der Konflikte in der Welt gewinne die zivile Konfliktbearbeitung aber auch hier eine große Bedeutung, zeigte sich Landesbischof Friedrich Kramer überzeugt. „Es ist wichtig, dass wir Konflikte friedlich lösen, Krieg und Gewalt muss die absolute Ausnahme sein“, machte der EKD-Friedensbeauftragte deutlich.

Der aktuelle Krieg gegen die Ukraine, aber auch der angekündigte heiße Herbst machen deutlich, wie wichtig diese Fragen sind und dass es hier auch eine ehrliche Bestandsaufnahme brauche, betonte AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister. Dies wolle die Studientagung leisten.

Dass zivile Konfliktbearbeitung und Friedensbildung schon jetzt eine wichtige Rolle in der landeskirchlichen Friedensarbeit wie auch in Mitgliedsorganisationen der AGDF spielen, zeigte der Studientag dabei deutlich. Die zivile Konfliktbearbeitung im In- und Ausland sei eine der zentralen Aufgaben der AGDF, betonte deren stellvertretender Vorsitzender Christof Starke. Und Stefan Maaß, der Friedensbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden, wies darauf hin, dass gerade die kirchliche Friedensarbeit oft gerufen werde, wenn es Konflikte in Gemeinden oder Einrichtungen geben würde.

„Auch wenn es in unseren Landeskirchen sehr unterschiedliche Strukturen gibt, so gibt es doch überall Angebote für Jugendliche, für Schulen oder die Gemeinden, hier die Friedensfähigkeit der Menschen zu entwickeln“, so Julika Koch von der Evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland mit Blick auf die Friedensbildung. Ebenso würden sich Mitgliedsorganisationen der AGDF in vielen Bildungsprojekten einbringen, unterstrich auch AGDF-Referent Bernd Rieche in Fulda. Ebenso seien die AGDF und ihre Mitglieder in bundesweiten wie regionalen Friedensbildungsprojekten engagiert.

Diese Arbeit zu stärken, sei eine wichtige und nötige Aufgabe, waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studientagung überzeugt. So sprachen sie sich dafür aus, die Friedensbildung stärker institutionell zu verankern und die bestehenden Netzwerke in einigen Bundesländern bundesweit zu etablieren, um die bestehenden Strukturen hier auch besser zu vernetzen. Angeregt wurde in der Friedensbildung die Schaffung einer Koordinierungsstelle auf kirchlicher Ebene, eine Imagekampagne und auch ein Online-Portal mit entsprechenden Angeboten und Informationen zur Friedensbildung.

„Demokratie braucht den konstruktiven Umgang mit Konflikten“, betonte die Studientagung mit Blick auf die zivile Konfliktbearbeitung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer warnten davor, dass ungelöste Konflikte in der Gesellschaft radikale Antworten anschlussfähiger machen würden und dass angesichts einer konflikthafter werdenden Gesellschaft Konflikte gestaltet werden müssten, statt zu warten, dass sie vorüber gingen. Beim Studientag gab es hier Vorschläge zur Schaffung von Dialogräumen, wo Konflikte gewaltfrei in geschütztem Rahmen ausgetragen werden könnten. Auch müsse die Konfliktbearbeitung in das neue Demokratiefördergesetz Eingang finden.

„Die Vielfalt in der Friedensbildung ist zu stärken“, unterstrich auch Dr. Dorothee Godel vom Kirchenamt der EKD. Und auch die zivile Konfliktbearbeitung sei als kirchliche Kernkompetenz auszubauen, war sie überzeugt.

Die Vorstände von AGDF und EAK würden sich nun mit den Ergebnissen dieser Studientagung befassen und auch überlegen, wie die Impulse an die Evangelische Kirche in Deutschland weitergegeben werden könnten, kündigte AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister an. Und er zeigte sich überzeugt: „Hier in Fulda gab es viele wichtige Anregungen und Gedanken, mit denen wir uns zu beschäftigen wollen.“

Dieter Junker
Evangelische Friedensarbeit im Raum der EKD
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