Sievershausen: Veranstaltungshinweis für Sonntag, 10. Dezember, 16 Uhr im Antikriegshaus

Die hannoversche AMNESTY INTERNATIONAL-Hochschulgruppe präsentiert zum Tag der Menschenrechte im Antikriegshaus die Ausstellung "Menschen auf der Flucht". Die Vernissage am 10. Dezember um 16 Uhr gstalten Franziska Wolter und Achim Barczok, begleitet von Beiträgen moderner syrischer Volksmusik. Die Ausstellung ist bis zum 14. Januar zu sehen.

„Menschen auf der Flucht“ – hinter diesen Worten verbergen sich die Schicksale von über 65 Millionen Menschen. Denn hinter den Worten und Zahlen stecken Menschen wie du und ich. Die Fotografien dieser Ausstellung gestatten uns einen Einblick in einige der Geschichten von geflüchteten Menschen. Wir erfahren etwas darüber, was es heißt, auf der Flucht zu sein; Bedrohung, gesellschaftlicher Umwälzung und Tod zu begegnen und gezwungen zu sein, das eigene Zuhause zu verlassen, um einen sicheren Ort zu suchen.

Große Fluchtbewegungen sind nichts Neues. Die Ausstellung umfasst 70 Jahre und geht zurück bis zum Zweiten Weltkrieg – eine Zeit massiver Vertreibungen. Damals wie heute haben Fotografinnen und Fotografen vor Ort die Ereignisse dokumentiert. Die Bilder der renommierten Fotoagentur Magnum zeigen, dass Flucht ein Thema ist, das viele Fotografinnen und Fotografen im Laufe der Nachkriegsjahrzehnte wiederholt zum Gegenstand ihrer Arbeit machten.

Eines der ersten Bilder dieser Ausstellung zeigt geflüchtete Kinder in Griechenland im Jahr 1948 und wurde von David Seymour aufgenommen. Er gründete die Agentur Magnum Photos zusammen mit den bekannten Fotografen Robert Capa und Henri Cartier-Bresson. Im scharfen Kontrast zu diesem Foto steht ein erst kürzlich entstandenes Bild: Chien-Chi Chang fotografierte 2016 einen Berg von Rettungswesten auf der Insel Lesbos – ebenfalls in Griechenland, jedoch fast 70 Jahre später.

Die aktuellen Fluchtbewegungen nach Europa werden oft als „Flüchtlingskrise“ bezeichnet. Doch was wir tatsächlich erleben, ist eine Krise der Verantwortung und eine Krise der Solidarität. Die bestehenden Herausforderungen könnten gut bewältigt werden, wenn die europäischen Regierungen sich untereinander solidarisch zeigen und sich entschlossen für eine menschenwürdige Aufnahme von Flüchtlingen einsetzen würden.

Ausdrucksstarke Bilder helfen, die Geschichten von Menschen auf der Flucht zu erzählen. Das Foto der dramatischen Zerstörung in Tripolis von Moises Saman. Die verstörenden Bilder der Familien mit kleinen Kindern, die einen Haufen Trümmer besuchen, der einst ihr Zuhause in Syrien und dem Irak war – fotografiert von Lorenzo Meloni und Jerome Sessini. Das in den 1960er Jahren in Vietnam vor einem Bombenangriff flüchtende Kind, aufgenommen von Philip Jones Griffith.

Fast die Hälfte aller geflüchteten Menschen lebt in Lagern, weil sie keine Alternative haben. Dort mögen sie durch die Regierungen des Aufnahmelandes, die Vereinten Nationen oder von Hilfsorganisationen etwas Unterstützung in Form von Nahrungsmitteln und Grundleistungen erhalten. Doch ihr Leben steckt in einer Warteschleife. Ende offen.

Mehrere Fotografien der Ausstellung geben berührende Einblicke, wie Menschen selbst unter schwierigsten Bedingungen versuchen, einen Alltag zu leben. Sie erfassen Augenblicke: Kinder, die im Schnee spielen. Erwachsene, die versuchen, das Leben so normal wie möglich erscheinen zu lassen, ganz gewöhnliche Menschen, die ganz gewöhnliche Dinge tun – oder etwa doch nicht?

Die Industrienationen heißen Menschen auf der Flucht heutzutage nicht gerade willkommen und werden ihrer Verantwortung bei Weitem nicht gerecht. Die USA, China, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich sind nominell die sechs wirtschaftlich stärksten Länder der Welt, doch sie beherbergen zusammen nicht einmal 12 Prozent aller Flüchtlinge weltweit. Stattdessen werden 85% der Menschen auf der Flucht von wirtschaftlich schwachen Ländern aufgenommen, meist sind es die Länder in der unmittelbaren Nachbarschaft der Herkunftsländer der Flüchtlinge.

Anhang: David Seymour, Flüchtlingskinder in Ioannina, 1948

Anhang: 

Veranstaltungsinformationen

Datum: 

10.12.2017 - 16:00