Pressemitteilung: Evangelische Friedensarbeit: Harald Bretschneider ist „Wegbereiter der friedlichen Revolution in der DDR“

Dresdner Theologe wird am 30. Juli 75 Jahre alt – Symbolfigur der kirchlichen Friedensbewegung

Sein Name ist untrennbar mit dem Motto der DDR-Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ verbunden, er gehört zu den Initiatoren der Friedensdekaden und er ist eine Symbolfigur der kirchlichen Friedensbewegung in der ehemaligen DDR: Harald Bretschneider aus Dresden. Am 30. Juli wird der Theologe 75 Jahre alt. „Harald Bretschneider gehört zu den Wegbereitern der friedlichen Revolution in der ehemaligen DDR“, so der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms.

Harald Bretschneider, 1942 in Dresden geboren, studierte in Leipzig Theologie, machte anschließend eine Lehre als Zimmermann, war von 1966 bis 1967 Bausoldat bei der Nationalen Volksarmee und wurde in Wittgendorf Pfarrer. 1979 begann er seine Tätigkeit als Landesjugendpfarrer der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, wo in einer Zeit der zunehmenden militärischen Konfrontation zwischen West und Ost und der atomaren Aufrüstung auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die Friedensarbeit zu einem wichtigen Bestandteil seiner Arbeit wurde.

Zur Vorbereitung der ersten Friedensdekade 1980 ließ er das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ entwerfen, das rasch zum Sinnbild der kirchlichen Friedensarbeit in der DDR wurde. Für ihn war es ein Zeichen christlicher Friedenshoffnung, wie er später betonte. „Damit hat er einem biblischen Wort ein Gesicht gegeben“, so Renke Brahms, der darauf hinwies, dass auch im Westen dieses Prophetenwort von der westdeutschen Friedensbewegung aufgegriffen wurde: „Neben dem Frieden schaffen ohne Waffen hieß es immer wieder auch: Schwerter zu Pflugscharen.“

Mit der Friedensdekade entstand aber auch eine gesamtdeutsche kirchliche Bewegung für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Im Westen hatte die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden dies aufgegriffen und ebenfalls seit 1980 zu Friedensdekaden aufgerufen. „Zehn Tage lang für den Frieden beten und das christliche Friedenszeugnis in den Blick nehmen, das wurde zu einem wichtigen Schwerpunkt am Ende jeden Kirchenjahres. Und Harald Bretschneider hat daran mit den Jugendpfarrern und Jugendpfarrämtern in der DDR einen großen Anteil“, so Horst Scheffler, der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF).

Auf sein Engagement für Kriegsdienstverweigerer verweist Dr. Christoph Münchow, der Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK): „Harald Bretschneider hat sich schon früh für junge Menschen in der DDR eingesetzt, die keinen Dienst mit der Waffe leisten wollten. Und er hat sich immer wieder bemüht, dass die Bausoldaten in der NVA gerade in zivilen Bereichen eingesetzt werden sollten“, so Münchow, der selbst Bausoldat in der DDR war und in der sächsischen Landeskirche mit dem Jubilar oft zusammenarbeitete. So habe Bretschneider bereits im August 1989 mit Verhandlungen mit einem Dresdner Krankenhaus und danach mit dem Wehrkreiskommando begonnen, so dass im November 1989, ohne dass es bereits rechtliche Regelungen gab, 50 Jugendliche im Pilotprojekt „Zivildienst“ eingestellt wurden, erinnert sich der EAK-Vorsitzende. „Er hat sich um die kirchliche Friedensarbeit in Sachsen, aber auch um die Gründung von Friedensgruppen sehr verdient gemacht“, unterstreicht Christoph Münchow.

Die Vorsitzenden der beiden evangelischen Friedensverbände wie auch der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms würdigen zu seinem 75. Geburtstag das unermüdliche und auch, gerade in DDR-Zeiten, mutige Friedensengagement von Harald Bretschneider. „Geprägt von den schrecklichen Erfahrungen am Ende des Zweiten Weltkriegs in Dresden und getragen von dem biblischen Friedenszeugnis gehört Harald Bretschneider bis heute zu den Menschen, die nicht nachlassen in ihrem Bemühen für den Frieden in der Welt“, so Renke Brahms.

Dieter Junker
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