Pressemitteilung des Antikriegshaus Sievershausen: Veranstaltungshinweis für Sonntag, 12. November im Nagelkreuzzentrum Sievershausen

Am 12. November um 14.30 Uhr wird die Ökumenische Friedensdekade 2017 in der St.Martinskirche Sievershausen mit einem Gottesdienst eröffnet, der von Mitgliedern des Nagelkreuzzentrums gestaltet wird. Nach einer Pause folgt dann um 16.00 Uhr im Antikriegshaus die Aufführung des Theaterstücks Moshes zweites Leben in einer Inszenierung der Theaterinitiative Bühnensturm.

 

Vor 71 Jahren wurde das KZ Bergen-Belsen von der britischen Armee befreit. Den Soldaten offenbarte sich Unvorstellbares: Leichenberge, dazwischen lebende Skelette, Seuchenopfer, Überlebende und Tote kaum zu unterscheiden. Noch kurz vor der Befreiung hatte sich eine besonders grausame Episode ereignet. Jüdische Häftlinge, alle Zwangsarbeiter bei Hanomag, waren aus dem KZ-Außenlager Hannover-Mühlenberg nach Bergen-Belsen getrieben worden. Zu Fuß, bis zur totalen Erschöpfung. Wer nicht mehr laufen konnte, wurde erschossen.

Diese Stufe der nationalsozialistischen Vernichtung ist historisch nur wenig aufgearbeitet. In dem Theaterstück von Martin-G. Kunze „Moshes zweites Leben“ wird sie deshalb zum Thema.

Grundlage des Stückes bilden zwei Interviews mit den Überlebenden Moshe Oster, gespielt von Andreas Daniel Müller, und Josef Dreilinger (Gerrit Neuhaus). Sie wurden 2000 und 2006 für die Gedenkstätte Bergen-Belsen geführt. Die beiden Männer waren zu der Zeit schon weit über 70. Aber ihre Erinnerungen sind lebendig geblieben. Sie schildern den Todesmarsch, die Brutalität der SS-Leute, das Chaos im KZ Bergen-Belsen, die Befreiung und die Zeit unmittelbar danach. Damals waren sie 18 und 19 Jahre alt.

Diese beiden jungen Männer werden zu Protagonisten des Theaterstückes. Die Szenen sind zwar fiktiv, aber sie geben Stimmung und Gedanken der zwei Überlebenden wieder. Josef Dreilinger ist der robustere. Weil er unerschütterlich an eine Zukunft glaubte, hat er die Erniedrigungen in den Lagern vitaler überstanden als Moshe Oster.

Thematisiert wird nicht nur der Leidensweg der KZ-Häftlinge, sondern auch ihr jugendlicher Überlebenswille, ihre Hoffnung auf ein Leben jenseits der nationalsozialistischen Unmenschlichkeit. Eine Möglichkeit neuer Humanität bringt eine britische Krankenschwester (Hanna Legatis) ins Spiel. Einfühlsam versucht die ältere Frau, das Vertrauen der Beiden zu gewinnen. Dabei muss sie erkennen, dass sie die Dimensionen der Traumata, die die ehemaligen Häftlinge erlitten haben, kaum ausloten kann. Dennoch macht sie sich daran, ihre Patienten auf die Welt außerhalb des Krankenzimmers und außerhalb des Konzentrationslagers vorzubereiten.

Die Geschichte von Moshe Oster und Josef Dreilinger liefert ein Beispiel für die zahlreichen Todesmärsche im Frühjahr 1945, die mindestens 250 000 Menschen den Tod brachten. Von besonderem regionalen Interesse ist die Tatsache, dass dieses historisch-dokumentarische Kammerspiel zwischen Hannover und Bergen-Belsen angesiedelt ist.

Das Nagelkreuzzentrum Sievershausen zeigt „Moshes zweites Leben“ im Rahmen der Reihe „Zeitzeugen“, die vom Fonds „Frieden stiften“ der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers gefördert wird.

Mit herzlichen Grüßen

Antikriegshaus Sievershausen
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