PM des Versöhnungsbund: 100 Jahre Versöhnung statt Waffen - Zweitälteste Friedensorganisation Deutschlands feiert Jubiläum

Der Internationale Versöhnungsbund (IFOR, International Fellowship of Reconciliation) feiert im August in Konstanz sein 100-jähriges Jubiläum. Der Deutsche Zweig, dem bundesweit knapp 1000 Mitglieder angehören, beteiligt sich unter anderem mit einer Friedensradtour, einem internationalen Jugendcamp und einer Friedens- und Begegnungswoche an den Feierlichkeiten.  

Der Beginn des Ersten Weltkrieges war zugleich der Beginn eines wichtigen Zweiges der weltweiten Friedensbewegung: Am 1. August 1914 kamen in Konstanz 90 Frauen und Männer christlicher Kirchen aus 12 Ländern  zu einer Friedenskonferenz zusammen. Bei dem Treffen wurden sie jedoch vom Beginn des Krieges überrascht und mussten überstürzt mit einem Sonderzug aus Konstanz abreisen, um nicht als „feindliche Ausländer“ interniert zu werden. Der deutsche Pfarrer Friedrich Siegmund-Schultze und der englische Quäker Henry Hodgkin verabschiedeten sich auf dem Kölner Bahnhof Abschied voneinander und versprachen sich dabei, in ihren Ländern gegen den wachsenden Hass, die zunehmende Militarisierung und die steigende Bereitschaft einander zu töten tätig zu werden und zur Besinnung auf das biblische Friedensgebot aufzurufen. Dieses Versprechen gilt als Geburtsstunde des Versöhnungsbundes.

IFOR ist heute in 40 Ländern vertreten und hat weltweit zahlreiche Friedensprozesse mit angeschoben. Sechs Friedensnobelpreisträger gehören bzw. gehörten zu seinen Mitgliedern, etwa Martin Luther King, der Argentinier Adolfo Pérez Esquivel oder die Irin Mairead Corrigan Maguire. Die derzeitige Vizepräsidentin, Hildegard Goss-Mayr aus Österreich, wurde bereits zweimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. In der Grundsatzerklärung von IFOR heißt es: „IFOR ist eine internationale, spirituell gegründete Bewegung von Menschen, die auf der Basis ihres Glaubens in die Fähigkeit der Liebe und der Wahrheit […] danach trachten, Gewaltfreiheit zu fördern als einen Lebensstil und als ein Mittel der Veränderung: auf der persönlichen, der gesellschaftlichen, der wirtschaftlichen und der politischen Ebene."

In Erinnerung an die historische Konferenz organisiert IFOR vom 1.-3. August eine Feier in Konstanz, an der zahlreiche FriedensaktivistInnen aus aller Welt teilnehmen. Der Deutsche Zweig beteiligt sich an dem Jubiläum mit mehreren Projekten: Der Jugendrat hat eine Friedensradtour vorbereitet, die am 19. Juli in Köln startet und am 31. Juli rechtzeitig zur 100-Jahr-Feier in Konstanz endet. Unterwegs sind Aktionen gegen Rüstungsfirmen, Vorträge und der Austausch mit lokalen Friedensinitiativen geplant. „Wir wollen unsere historische Spur zurückverfolgen und uns dabei mit Themen beschäftigen, die heute drängen, etwa mit den deutschen Waffenexporten“, sagt Marco Geue vom Jugendrat. Wer mehr möchte, kann im Anschluss an einem internationalen Jugendcamp in Konstanz teilnehmen und bis zum 10. August in zehn Workshops die Vielfalt und Möglichkeiten der friedenspolitischen Arbeit erfahren. Sowohl bei der Radtour wie auch beim Camp geht es darum, den teilnehmenden Jugendlichen Mut zu machen: „Wir wollen raus aus der Ohnmacht, die viele empfinden, und mitreden“, sagt Geue. Erwachsene haben bei einer Begegnungswoche vom 3. bis 9. August die Möglichkeit zum friedenspolitischen Austausch. Genauere Informationen zu diesen drei Projekten und weiteren Aktionen rund um die Hundert-Jahr-Feier finden sich auf der Webseite www.versoehnungsbund.de

Ein ausführliches Programm der Feier in Konstanz und elektronische Anmeldebögen dafür finden sich unter www.ifor.org

Der Versöhnungsbund e.V. ist ein Netzwerk von Menschen, die sich mit den Mitteln der Gewaltfreiheit für den Abbau von Missständen einsetzen und sich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung engagieren. Gewaltfreiheit ist dabei sowohl eine Lebenshaltung wie auch Mittel der persönlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Veränderung. Der Großteil der Arbeit geschieht ehrenamtlich. Koordiniert wird sie durch einen Vorstand mit dem Vorsitzenden Matthias Engelke und eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle in Minden. Der Friedensreferent des Deutschen Zweiges, Clemens Ronnefeldt, beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Nahen und Mittleren Osten. Sowohl Clemens Ronnefeldt wie auch Ullrich Hahn, der Präsident des Deutschen Zweiges, sind bundesweit mit Vorträgen und Seminaren unterwegs. Neben dem Bundesverband gibt es neun Regionalgruppen, die zu verschiedenen Themen arbeiten. Die Jahrestagung des Deutschen Zweiges findet in diesem Jahr zum Thema „Krieg abschaffen – Frieden entwickeln“ in Arendsee/Altmark statt.

 

Weitere Informationen:
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Tel. 0571-85 08 75
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