Die AG Frieden Trier schließt sich folgendem offenen Brief des Bundes für soziale Verteidigung an Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier anlässlich der Eskalation im Nahen Osten an.

Liebe Friedensfreundinnen und freunde,

die AGF schließt sich folgendem offenen Brief des Bundes für soziale Verteidigung an Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier anlässlich der Eskalation im Nahen Osten an. Es folgt der Brief im Wortlaut und im Anschluss einige Links mit weiteren interessanten Informationen zum Thema und einer Spendenmöglichkeit von medico international.
Weiter unten zudem aktuelle Analysen zum Ukraine-Konflikt.

Grüße aus dem AGF-Büro
Markus Pflüger www.agf-trier.de

Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel
Herrn Außenminister Frank-Walter Steinmeier

Minden, 25. Juli 2014

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Außenminister,

erschüttert von den inzwischen weit über 700 Toten auf palästinensischer und 35 Toten auf  israelischer Seite, den zahlreichen Verletzten, Vertriebenen, Ob dachlosen und Traumatisierten im Gazastreifen und in Israel wenden wir uns an Sie mit dem Appell, den de utschen Einfluss auf Israel dafür einzusetzen, den Krieg in Gaza zu beenden und die Konfliktparteien zu einer Wende hin zu einer Friedenslösung des Nahostkonfliktes zu bewegen. Sie haben neulich die Sicherheit Israels als grundlegendes Prinzip deutscher Politik bezeichnet. Dem stimmen wir zu. Aber wirkliche Sicherheit Israels kann nicht mit Bomben und Granaten geschaffen werden. Israel wird auf Dauer nur sicher sein, wenn es zu einer Übereinkunft mit Palästina kommt, die in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht steht und auch Palästina Unabhängigkeit mit freier politisch wie wirtschaftlich wie sozialer Gestaltung seiner Zukunft erlaubt. Die jahrelange israelische Blockade des Gazastreifens, die Besetzu ng, der Mauerbau und die illegalen israelischen Siedlungen im Westjordanland sind völkerrechtswidrig und tragen nur scheinbar zur Sicherheit Israels bei.
In Wirklichkeit betonieren sie den Konflikt, verurs achen extremes Leid bei der betroffenen Zivilbevölkerung und schüren Verzweiflung und Hass. In einem solchen Klima ist es dann für Extremisten einfach, durch gewaltsame Provokationen wie die Entführung und Ermordung von drei israelischen Kindern einen neuen Krieg auszulösen– ein Krieg, dessen erste Opfer die Angehörigen des Volkes werden, für das zu kämpfen sie vermutlich vorgeben. Die Hamas hatte seit 2012 einen Waffenstillstand eingehalten – erst als Israel in Reaktion auf die Ermordung der drei Kinder militärisch reagierte, wurde er von ihr gebrochen und israelische BürgerInnen einmal wieder zum Ziel von Raketen aus dem Gazastreifen. Es ist eine Kette der Eskalation, die den Betroffenen beider Seiten als zwangsläufig erscheint, die aber alles andere als zwangsläufig ist, denn beide Seiten hatten die Möglichkeit, sie zu unterbrechen.
Ein Freund Israels zu sein, darf nicht heißen, alle Akte jeder Regierung Israels zu unterstützen. Gerade die deutsche Geschichte sollte uns lehren, dass Recht nicht mit zweierlei Maß gemessen werden kann. Es ist kein Antisemitismus, Völkerrechtsbruch zu benennen und zu kritisieren. Wenn jede Kritik an der israelischen militärgestützten Politik als Antisemitismus bezeichnet wird, wie dies in der deutschen Debatte gerade dieser Tage wieder geschieht, dann wird dem Anliegen, Antisemitismus in Deutschland zu bekämpfen, ein Bärendienst geleistet. Gerade aus Freundschaft und Verantwortung für die Sicherheit Israels heraus muss die Nachricht, die Israel jetzt übermittelt wird, heißen: Krieg und Besatzung schaffen keine Sicherheit und dürfen keine Antwort mehr sein.
Wir verurteilen die Angriffe der Hamas auf Israel, aber auch Israel muss seine Politik grundlegend änd ern und Blockade und Besatzung beenden. Nur ein Friedensabkommen mit Palästina kann wirkliche Siche rheit schaffen – und zwar für alle Menschen in der Region, egal welcher Staats-, Volks- oder Religions angehörigkeit.

Stephan Brües        Dr. Christine Schweitzer
(Co-Vorsitzender)    Co-Geschäftsführerin

Quelle: http://www.soziale-verteidigung.de/fileadmin/dokumente/militaerkritik/Israels_Sicherheit_Anschreiben_201407225.pdf

ISRAEL-PALÄSTINA

Letzte Ausfahrt vor dem Abgrund  Peter Münch 29.7.2014 in der Süddeutschen Zeitung:
http://www.sueddeutsche.de/politik/hamas-im-gaza-krieg-kampf-bis-zum-untergang-1.2068661-2

"Womöglich das kleinere Übel" 28.7.2014 in der Süddeutschen Zeitung:
http://www.sueddeutsche.de/politik/gaza-krieg-hamas-zerschlagen-heisst-schlimmeres-riskieren-1.2064901

Die "Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden - Israelis und Palästinenser -
Zwei Völker - eine Zukunft", mit Sitz in Oakland, USA http://jewishvoiceforpeace.org/   hat am 28.7.2014 ein 4-Minuten-Video mit Namen der im Gazastreifen getöteten Opfer veröffentlicht, das ein Zeichen der Besinnung setzt: https://www.youtube.com/watch?v=pxDYiBls99w

Aktuelle Lage-Berichte des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nation (UNRWA) zur Situation im Gazastreifen (in englisch) finden sich hier:  http://www.unrwa.org/sites/default/files/gaza_flash_appeal2014.pdf

"Tausend Kilo Tod" (28.7.2014 Süddeutsche Zeitung) schreibt Yuli Novak, von 2000 bis 2005 Soldatin in der israelischen Luftwaffe, zuletzt Oberleutnant, seit 2013 geschäftsführende Direktorin von "Breaking the Silence", einem Zusammenschluss regierungskritischer SoldatInnen: http://www.sueddeutsche.de/politik/israelische-bomben-auf-gaza-tausend-kilo-tod-1.2064783

FriedensnobelpreisträgerInnen haben einen offenen Brief an die Vereinten Nationen und Regierungen weltweit gerichtet und diese aufgefordert, ein Waffenembargo gegen Israel zu verhängen:  http://de.scribd.com/doc/234847697/140719-Nobel-Preistrager-Kunstler-und-prominente-Intellektuelle-fordern-ein-sofortiges-Waffenembargo-gegen-Israel

Netz gegen Nazis: Wann wird Kritik an Israel eigentlich antisemitisch?
"Darf man denn Israel gar nicht kritisieren?", fragen derzeit wieder überall Menschen, die in Diskussionen über den Nahostkonflikt mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert werden. Die gute Nachricht für sie ist: Doch, klar - aber man muss dabei sachlich und fair bleiben und sich benehmen, als handle es sich um einen beliebigen anderen Konflikt auf der Welt: Fakten und Quellen prüfen, Argumenten zuhören, Intentionen hinterfragen, versuchen, beide Seiten zu sehen, bereit sein, seine Meinung auch zu ändern, wenn sie sich als falsch herausstellt. Von Simone Rafael
http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/wann-wird-israelkritik-eigentlich-antisemitisch-9608

Kritik oder Antisemitismus? Eine pädagogische Handreichung zum Umgang mit israelbezogenem Antisemitismus http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/aas-israel-2012.pdf
Samuel Salzborn: Israelkritik oder Antisemitismus? Kriterien für eine Unterscheidung
http://www.kirche-und-israel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=160&Itemid=64

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