Aktionsbericht Stuttgart, Kelley Baracks, 29. August, 7:00: : Blockade des AFRICOM in Stuttgart

Seit 6 Uhr sind alle Zufahrten und Eingänge zum AFRICOM in Stuttgart-Möhringen von OrchestermusikerInnen und SängerInnen des Netzwerks Lebenslaute mit Musikaufführungen blockiert. Kein Fahrzeug kann den US-Militärstützpunkt, von dem Drohnentötungen in Afrika koordiniert werden, erreichen oder verlassen (außer Krankenwagen). Militärs, die zu ihrem „Arbeitsplatz“ ins AFRICOM wollen, werden musikalisch daran gehindert.

An den vier Zufahrtstoren wurde bereits eine Psalmvertonung von Heinrich Schütz aufgeführt, in der willkürliche und widerrechtliche Gewalt der Obrigkeit skandalisiert wird. (siehe Foto 1).

Militärpolizei scheint von der Blockadeaktion überrascht zu sein, denn erst für 10:00 Uhr ist eine Konzertblockade mit dem gesamten Orchester vor dem Haupptor angekündigt.

Die musikalisch und auf Transparenten vorgetragenen Botschaften sind: „AFRICOM – Tod-sicher aus Stuttgart“, „Drones make Enemies“,  „Keine Kampfdrohnen für die Bundeswehr“ und „Militäreinrichtungen schließen“ einen alternativen Politikansatz ein.

Neben der Militärpolizei, die zumindest eine Zufahrt räumen möchte, sind seit 6:30 auch erste Polizeikräfte vor Ort. Es bleibt abzuwarten, ob die bis 12:00 Uhr geplante Konzert-Blockade vorzeitig geräumt wird. Vor der Hauptzufahrt hat sich eine auf der Plieninger Straße ein kilometerlanger Stau gebildet, der nach und nach durch Straßensperrungen von der Polizei aufgelöst wird.

Auch die nördliche Zufahrt (Foto 3) sowie das im Bau befindliche neue Tor neben der Hauptzufahrt (Foto 4) wurden durch Ensembles von Orchestermusikerinnen und Musiker sowie Chören blockiert .

Vorkonzert am 27. August

Lebenslaute hat das Konzertprogramm, welches bei der Blockade aufgeführt werden soll, im Rahmen eines Vorkonzerts vorgestellt (s.u.). Rund 150 begeisterte ZuhöhrerInnen folgten  am 27.08. um 19 Uhr der Einladung in die Kirche im Steckfeld (Hohenheim). Das Repertoire reichte von einer Beethoven-Ouvertüre über ein Lied zum Thema Flucht aus Kenia bis zu einer modernen Gedicht-Vertonung von Borchert/Tucholsky „Sag nein!“. Zwischen den Musikstücken wurde in Redebeiträgen über das AFRICOM und die Unterstützung durch deutsche PolitikerInnen aufgeklärt. Neben dem Ziel der kommenden Aktion wurden auch die Forderungen vorgetragen (s.u.). Lebenslaute bedankte sich bei den zahlreichen UnterstützerInnen aus Stuttgart und Umgebung, die vor allem mit Raumangeboten die Aktionstage erst möglich gemacht haben. Im Anschluss ist der Abend im Gemeindehaus von St. Antonius (Hohenheim) gemeinsam mit ZuhörerInnen ausgeklungen.

Aktionstage ab 23. August
Seit dem 23.08.16 bereiten sich rund 80 Orchester-MusikerInnen und SängerInnen sowie 20 UnterstützerInnen auf das Blockade-Konzert vor dem AFRICOM in Stuttgart vor. Die Musikproben und Aktionsplanungen finden in den Gemeinden ev. Johanneskirche und ev. Versöhnungskirche in Esslingen statt. Weitere BüdnispartnerInnen und UnterstützerInnen der diesjährigen Lebenslaute-Aktion wie z.B. das „Aktionsbündnis Africom und Eucom schließen“ sind unter den Links aufgeführt.
Am 24.08.16 hat ein Kammerensemble am  Amtsgericht Stuttgart Elsa Rassbach unterstützt. Die Code-Pink-Aktivistin sollte wegen ihres Engagements gegen die Drohnentötungen, die vom AFRICOM koordiniert werden, kriminalisiert werden (BeobachterNews, 23.08.16). Lebenslaute spielte bei einer Mahnwache Bach und sang im Gerichtssaal von Eisler den Kanon „Sollt in Frieden leben“. Das Verfahren gegen Elsa Rassbach wurde eingestellt. Sie hat nun angekündigt, gerichtlich gegen ihre Freiheitsberaubung vorzugehen.

Im AFRICOM werden Drohnenziele definiert, ermittelt und direkt an den US-Präsidenten zur Unterschrift gegeben. Menschen, die auf einer solchen Todesliste stehen, werden dann gejagt und durch Drohnenangriffe ohne Anklage und Urteil gezielt getötet. Die Bundesregierung ist für das völkerrechtswidrige Töten von deutschem Boden aus mitverantwortlich. Sie unterstützt das Handwerk der US-Militärs vor Ort durch deutsche Verbindungsoffiziere und will darüber hinaus selbst Kampfdrohnen für die Bundeswehr anschaffen. Die Landesregierung in Baden-Württemberg und der Stuttgarter OB hofieren die US-Elite-Militärs und bemühen sich um gute Partnerschaft.

Der Einsatz von bewaffneten Drohnen stellt eine hochtechnisierte Kriegsführung dar. Die Todesschützen sitzen irgendwo an einem Computerbildschirm (z.B. in der Creech AirForceBase, Nevada/USA) und lenken unbemannte Kampfdrohnen zu Zielen auf der anderen Erdkugelhälfte. Ferngesteuert werfen sie Bomben und schießen auf Menschen. Mehrere 10.000 zivile Opfer, darunter viele Frauen und Kinder, fielen bereits Drohnenangriffen zum Opfer. Der Drohnenkrieg ist auch eine sehr konkrete Fluchtursache. Zahlreiche Menschen sind durch die beständige Todesgefahr vom Himmel schwer traumatisiert. All diese Fakten gelangen jedoch kaum in unsere Medien. Klagen ziviler Opfer aus dem Jemen, aus Pakistan und Somalia wurde von deutschen Gerichten trotz territorialer Zuständigkeit nicht stattgegeben. Viele dieser völkerrechtswidrigen Angriffskriege haben ganze Regionen ins Chaos gestürzt und nicht zuletzt dem internationalen Terrorismus den Boden bereitet.

Das andere Oberkommando des US-Militärs in Stuttgart ist das EUCOM, zuständig für Kriege in (Ost-)Europa. Bereits im Sommer 2003 hatte Lebenslaute hier mit einem Konzert die Zufahrtsstraße blockiert. Der Widerstand gegen bewaffnete Drohnen, Aufrüstung der Bundeswehr und weltweite Kriegseinsätze zur Ausweitung von ökonomischen und militärischen Einflusssphären ist noch klein – aber beharrlich. Am 29. August 2016 werden Orchester und Chor der Lebenslaute mit einer Konzertblockade das AFRICOM dicht machen. Wir fordern:

Schluss mit dem Drohnenkrieg! Keine Kampfdrohnen für die Bundeswehr!
Schließung des AFRICOM und aller Militär-Kommandozentralen!
Fluchtursachen bekämpfen! Keine Kriege von deutschem Boden aus!

 

Bilder (alle Bilder ORL)

Foto 1: Vor dem Haupttor des AFRICOM in den Kelley Barracks, 6:15
Foto 2: Vor dem Haupttor des AFRICOM in den Kelley Barracks , 6:45
Foto 4: Vor der im Bau befindlichen neuen Zufahrt zum AFRICOM in den Kelley Barracks, 7:00, Lebenslaute
Foto 6: Vor der Hauptzufahrt zum AFRICOM in den Kelley Barracks, 7:30

Foto 1: Vor dem Haupttor des AFRICOM in den Kelley Barracks, 6:15
Foto 2: Vor dem Haupttor des AFRICOM in den Kelley Barracks , 6:45
Foto 4: Vor der im Bau befindlichen neuen Zufahrt zum AFRICOM in den Kelley Barracks, 7:00, Lebenslaute